Arbeiten auf Papier.

Während der Arbeit an Bildern auf Leinwand sind in den letzten Jahren parallel immer auch Bilder auf Papier entstanden, allerdings immer nebenher und ohne sie konsequenter weiter zu verfolgen, Skizzen manchmal, manchmal Erprobung von Techniken, Farben, Druckverfahren, Experimente mit eingescannten und am Computer bearbeiteten Bildern oder mit Fotokopien, die aber fast alle unfertig liegen blieben. 2008 ist das letzte Acrylbild auf Leinwand fertig geworden, gleichzeitig sind die Papierarbeiten in den Vordergrund gerückt. Seitdem hängen im Atelier die Wände voll und der Boden liegt aus mit angefangenen, unfertigen alten Blättern der letzten Jahrzehnte und ich suche meine Bilder im kleinen Format auf Papier. Arbeiten im kleinen Format auf Papier hat einen Vorteil. Wenn wenig Zeit für künstlerisches Arbeiten ist, braucht es nicht immer Monate oder Jahre wie bei den größerformatigen Leinwandbildern, um eine Arbeit abzuschließen, eine Vorstellung ist schneller umgesetzt und überprüfbar, Serien entstehen schneller, experimentieren ist leichter möglich, Abwegiges ist leichter begangen, Misslungenes weniger folgenreich und kann wieder zurück in den Stapel der unfertigen Arbeiten, um vielleicht später wieder aufgegriffen und vorangebracht zu werden, es gibt Tage im Atelier, an denen mehr als eine Arbeit abgeschlossen wird, an denen eine Arbeit neu entsteht und abgeschlossen wird, in einem Schwung, ohne absetzen zu müssen, frisch vielleicht, vielleicht auch unverdaut. Arbeiten im kleinen Format auf Papier hat einen Nachteil. Dem Papier fehlt die Widerstandskraft der Leinwand, beim Überarbeiten, beim Schichten der Farben und Zeichnungen wird das Papier schwach und trägt nicht mehr, das Papier vergisst nicht, es wird faltig und reißt, das Format ermöglicht keine große Geste, keinen Einsatz des ganzen Körpers, kein schnelles, heftiges, unkontrolliertes Agieren, es beschränkt auf Handgelenk und Finger, die Kontraste sind geringer, die Übersichtlichkeit größer, beschränkt auf wenige Motive, der Blick engt sich ein. Ich zeige alle Arbeiten auf Papier, die seit 2008 fertig geworden sind, viele andere sind angefangen und liegen unter den noch älteren Papieren, die noch bearbeitet werden wollen, die Arbeiten, die ich zeige, sind abgeschlossen, der Impuls ist erloschen, weiter mit ihnen umzugehen, auch wenn es immer wieder so ist, dass bereits fertige Arbeiten weiter bearbeitet werden. Ich zeige alle entstandenen Arbeiten auf Papier seit 2008, um den Prozess zu dokumentieren, das Suchen und Verlieren, das Bemühen und Finden. Im Einzelnen sind auch kleine Arbeiten Ergebnis eines langen Durcharbeitens, die Bilder im Format 21 x 14,8 sind frisch begonnen, die anderen Formate oft Überarbeitungen älterer Vorlagen, von Skizzen, Fehldrucken, Abfällen, technisch sind alle Arbeiten eine Kombination, Ausgangspunkt und Elemente können Radierungen, Laserdrucke, Fotokopien sein, die Bilder sind gezeichnet und gemalt mit Acryl, Aquarell, Farbstift, Bleistift, Kreiden, Tuschen, Holzschutzmittel, Fett und so weiter. Inhaltlich gibt es wiederkehrende Motive, beschäftigt haben mich die toten Kinder von Martha Goebbels, das Vegetative, der menschliche Körper auch in seiner Deformation, die Behausung, die Verletzung.